Wir brauchen neue Fenster…
für Kunststoff haben wir uns entschieden. Ich, als Käuferin möchte hier schildern, wie ich den Kaufprozess erlebe. Das andere Ich, die Verkaufstrainerin, allerdings bleibt sie immer inkognito, kommentiert gleichzeitig das Erlebte aus ihrer Trainerperspektive.
Wollen Sie wissen, was ich erlebt habe und mir beim Denken zuhören?
Für uns ist es wichtig einen Anbieter aus der Region zu finden, statt anonym über Google den Billigsten anzufragen. Vier Angebote haben wir eingeholt. Ich will rational nach Zahlen, Daten, Fakten entscheiden. Ob das überhaupt geht? Spätestens seit dem Wirtschaftsnobelpreis in diesem Jahr wissen wir, was wir schon immer geahnt haben, dass wirtschaftliche Entscheidungen nicht frei von Emotionen sind.
Bei unserem ersten potentiellen Anbieter war leider der Verkäufer nicht da. Die Frau, die uns bediente, sagte in jedem zweiten Satz, dass sie keine Ahnung hätte und wir sollten Herrn X, eben jenen Verkäufer, danach fragen. Er würde sofort in der nächsten Woche einen Termin mit uns vereinbaren. Herr X meldete sich nicht, auch nach einer Woche nicht, ich musste mich wieder in Erinnerung bringen. Warum braucht der solange? Weiß der nicht, dass er jetzt schnell reagieren muss. Wenn man so jemanden mal braucht, z.B. bei einer Reklamation, wann kommt der dann? Bestimmt nie!
In der Zwischenzeit hatten wir den zweiten Anbieter aufgesucht, eine Empfehlung eines befreundeten Schreiners. Schöne Ausstellung, Herr Y jedoch leicht mürrisch und wenig zugewandt. Er machte mit uns einen Besichtigungstermin um sich alles an Ort und Stelle anzusehen.
Vor diesem Termin haben wir endlich Herrn X kennengelernt. Er war angezogen, als ob er zu einem Fußballspiel wollte.
Wie sieht denn der aus? Warum zeigt er uns durch seine äußere Erscheinung nicht seine Wertschätzung? Sagt ihm das niemand?
Ich habe schon viele Verkäufer gesehen, er war der Antityp.
Er war nicht gerade unsympathisch, aber zu wenig professionell. „Falls es zu einem Auftrag kommen sollte, (Warum spricht er im Konjunktiv? Ist er sich seiner Sache so wenig sicher?), dann kommt der Techniker, der misst dann ganz genau. Dann nochmals in anderem Kontext „ Falls es zu einem Auftrag kommen sollte,…“
Zwei Wochen später, wieder auf mein Nachfragen hin, bekamen wir endlich sein Angebot.
Übrigens hat der zweite Anbieter, der mürrische Herr Y, genauso lange gebraucht. Ich habe wieder angerufen um ihn an sein Angebot zu erinnern. Er mache es gerade fertig. Es hat dann noch eine Woche gedauert. Auf den ist überhaupt keinen Verlass.
Als beide Angebote endlich vorlagen, stellten wir mit Erstaunen fest, dass beide Anbieter, bis auf ein paar € Unterschied, gleich viel Geld für ihre Fenster wollen.
Herr Y hat sich selber aus dem Spiel gebracht. Anthrazit außen, innen weiß geht bei ihm nicht, wegen schlechter Erfahrungen. Anthrazit geht nur in Kunststoff mit Alu, eine sehr teure Variante. Abgesehen davon empfahl er uns Dreifachverglasung, obwohl das Haus nicht außen gedämmt werden sollte. Wir waren ja jetzt Fensterprofis und wussten, dass ohne Dämmung Zweifachverglasung ausreichend ist.
Seit seinem Angebot sind 6 Wochen vergangen, seit dem Angebot von Herrn X sogar 8 Wochen.
Keiner fragt nach, keiner verfolgt sein Angebot.
Warum fragen sie nicht nach? Warum erklären sie nichts, zeigen sich interessiert und engagiert. Warum geben sie so schnell auf? Zuerst investieren sie Zeit und Geld und dann geben sie einfach auf. Was für eine Ressourcenverschwendung!
Den dritten Anbieter habe ich bei meiner Recherche im Internet gefunden. Die Internetseite ist eher spärlich im Vergleich zu den anderen Anbietern. Kaum Beispiele, keine großformatigen, super ausgeleuchteten Fenster. Als ich abends spät dort anrief, war ich überrascht über den begeisterten jungen Mann am Telefon. Freundlichkeit ist meine Achillesferse, bestimmt nicht nur meine. Ich mailte ihm die Maße vom ersten Angebot als Grundlage für seins. Dann hörte ich zwei Wochen nichts mehr von ihm. Das scheint bei Handwerker so zu sein. Ich hatte ihn schon fast aufgegeben.
Den vierten Anbieter kannte ich selbst, außerdem hatte unsere Nachbarin gute Erfahrungen mit seinen Fenstern. Schlechte Erfahrungen hatte sie allerdings mit den Fenstern der Firma von Herrn X gemacht. Die Folien waren teilweise abgeblättert, keiner, weder Profilhersteller noch Fensterbauer fühlten sich zuständig.
Es traf sich gut, dass gerade Herbstmesse war und unser vierter potentieller Anbieter zu den Ausstellern zählte. Also nix wie hin.
Zwei professionelle Verkäufer, jeder Frage mächtig, waren leider wegen Gebietsschutz nicht für uns zuständig. Das war samstags. Montags meldet sich der Zuständige, donnerstags war er auf der Baustelle. Freundlich, sympathisch, jemand mit dem man es gerne zu tun hat. Mit Laser, anders als Herr X mit Zollstock, maß er gewissenhaft alle Fenster aus und informierte mich nebenbei über allerlei Wissenswertes zu Fenstern. Eben ein Profi. Prompt war montags drauf sein Angebot in meinem E-Mailpostfach. Der Preisunterschied zu den anderen beiden: 5.000 €. Der Preis ist nur ein Kriterium unter anderen. Diese Firma gibt es schon lange. Sie sind für gute Qualität und sehr saubere Arbeit bekannt. Sie verlassen die Baustelle im Tip-Top- Zustand. Wir sparen die Kosten für die Maler. Jemand, der so schnell reagiert, kümmert sich auch sonst, wenn es mal Schwierigkeiten gibt. Er sagte doch, dass er immer der teuerste sei. Und trotzdem würde seine Firma in dieser Region mit die meisten Fenster montieren. Ich stellte amüsiert, aber auch erstaunt bei mir fest, wie ich mich selber mit Argumenten zu überzeugen suchte. In meinem Kopf hörte ich die starken, antrainierten Sätze dieses Verkäufers:
“Wir sind einfach die Besten!“
Die beiden auf der Messe hatten genau das Gleiche gesagt. Nicht schlecht, es wirkt sogar bei mir, obwohl ich diese Technik kenne. Ein Grund für den offensichtlichen Erfolg dieser Firma ist ihre sympathische Hartnäckigkeit, nichts dem Zufall überlassen, dranbleiben.
In der ersten Preisverhandlung hat er uns einen Preisnachlass von 1000 € geboten. Mehr könnte er uns wirklich nicht geben! Sollte uns das etwa schon reichen? Ich kenne 18 Preisdrückermethoden, auch wenn ich sie bei mir selbst nicht anwenden muss.
Wir machen einen letzten Versuch und fragen beim dritten Anbieter an, ob wir seine Produktion sehen könnten. Eine ordentliche Arbeit, die auch ihren Preis hat, ist uns wichtig. Übereinstimmend hatten mein Mann und ich beim Werkstattbesuch in der Firma von Herrn X das Gefühl, dass die Mitarbeiter lustlos waren. Außerdem sah alles unordentlich aus. Wie kann jemand hochwertige Fenster bauen, wenn er schon im Kleinen nicht die nötige Sorgfalt walten lässt?
Der junge sympathische Mann bei unserem potentiellen vierten Anbieter hat nach Angebotsabgabe nicht mehr nachgehackt, ich sagte es schon.
Die Fensterprofile und der Preis, ähnlich dem ersten Anbieter, interessierten uns. Wir haben uns auf den Weg zu diesem Anbieter gemacht.
Demnächst können Sie erfahren, wie es mit unserem Fensterkauf weitergeht.